Schweinische
Logik
von Prof. Dr. oink John Pigmail
Im Interesse einer halbwegs ganzheitlichen Betrachtungsweise soll
in diesem Lehrbrief auf domestikationsbedingte Vermenschlichungen
in Schweinehirnen hingewiesen werden. Es ist wissenschaftlich
anerkannt, daß Schweine hochintelligente kommunikationsfähige
Wesen sind. Folglich ist es nur recht und billig, ihnen einen
Sinn für schweinische Logik zuzubilligen. Diese steht
mittlerweile dem bei Menschen wissenschaftlich gebräuchlichen
Logikbegriff nahe, wie Sie den folgenden Ausführungen entnehmen
können.
I)Aussagen und Wahrheitswerte
E 1.1 Für Schweine stellen Aussagen gegrunzte Gebilde dar, für die es ihnen sinnvoll erscheint nachzuschnüffeln, ob sie wahr(w) oder falsch(f) sind.
Beispiele 1.1
1) Der Bauer trägt einen Hut.
2) Im Koben sind drei Mitgrunzer.
3.)Die Rüben sind genmanipuliert.
4.)Morgen werde ich kastriert.
5.)Männer sind Schweine.
6) Schweineherzen können auf Menschen
transplantiert werden.
Wenn es bei einer Aussage auch sinnvoll ist zu schnüffeln, ob sie wahr oder falsch ist, so ist damit noch nicht gesagt,daß Schwein auch entscheiden kann, ob sie wahr oder falsch ist. Bei den Aussagen 1) und 2) sollte auch für Schweine eine solche Aussage durchaus möglich sein; dagegen stößt die Entscheidung bei 5) auf Schwierigkeiten.Von 6) weiß noch nicht einmal Mensch bis heute, ob sie wahr ist, und die Entscheidung zu 4) scheint etwas verfrüht.Trotzdem sind wohl die meisten Schweine davon zu überzeugen, daß jeder Aussage genau einer der beiden "Wahrheitswerte" zukommt, mit denen auch das menschliche Gehirn zu operieren imstande ist.
E 1.2
Zweiwertigkeitsprinzip:
Eine Aussage ist stets entweder wahr
oder falsch; sie besitzt also genau einen der beiden
Wahrheitswerte wahr (w) oder falsch (f).
Möglicherweise können Schweine sogar mit einem dritten Wahrheitswert "vielleicht" ihre Überlegungen anstellen. Dann wären sie uns aber echt überlegen, weil die menschlichen Forschungen sich seit Jahrzehnten an sowas die Hirnwindungen verrenken. Ein Schwein kann doch nicht Ebenbild Gottes sein, wenngleich so manches Kotlett zum Abendmahl verzehrt worden sein soll?!
II) Adjunktion und Konjunktion
Aus zwei Aussagen A,B läßt sich eine neue Aussage
dadurch gewinnen, daß A und B durch "oder"
verbunden wird. Dies wird als "Adjunktion"
bezeichnet und deren Ergebnis als "Adjugat". Beispiel 1.2
Bei einer freilaufenden Zuchtsau bedeutet das, daß eins von beiden sicher geschieht, während in einer Schweinefabrik wohl gemeint ist, daß das eine das andere infolge strenger Überwachung wg. geringstem Aufwand ausschließt. Eine schweinewürdige Logik verbietet ein solch ausschließendes "oder". Deswegen sei folgende Ausgrunzung erlaubt: D1.1
Diese Definition kann schwein auch als Wahrheitswertetafel in den Koben scharren:
|
Zwei Aussagen lassen sich auch durch "und " zu einer neuen Aussage verbinden. Diese Verknüpfung bezeichnet schwein als "Konjunktion" und deren Ergebnis als "Konjugat". Jede noch so dumme Sau wir folgender Definition huldvoll zublinzeln: D1.2
Beispiele
1.3: Fall 1 kann schwein zu seiner Erleichterung sofort nachvollziehen. Bei Fall 2 muß es umformulieren: Der Himmel ist blau (A) "und" der Bauer ist blau (B)! |
n:
III) Negation
Verneint schwein die Aussage A, so erhält es eine
neue Aussage, das so begrunzte "Negat" als
Ergebnis einer "Negation". Dies kann
selbstgrunzend auf viele Arten geschehen: Beispiele 1.4:
|
Die richtige Anwendung sei wie folgt festgelegt:
D1.3
Jedes Schwein weiß es: " Das Schwein ist schwarz" ist keinesfalls das Negat zu "Das Schwein ist weiß"! Da mögen die Ansichten noch so konträr sein, ein Standardschwein hält sich für rosig! |
IV) Subjunktion und Bijunktion
Meistens verbinden Schweine zwei Aussagen durch "wenn A, so B" miteinander. Dies wird "Subjunktion" benannt, mit einem "Subjugat" als Ergebnis.
Beispiel 1.5.1
Wenn ich dreimal hintereinander durch
den Reifen springe, erhalte ich mindestens eine leckere
Mohrrübe.
Den Wahrheitswert dieser
Aussage kann erst bestimmt werden, wenn die Wahrheitswerte der
Einzelaussagen bekannt sind. Dazu muß schwein sich fragen, ob
der Rübengeber die Wahrheit gesagt hat oder nicht:
Angenommen, die Aufgabe wird gelöst und
der Rübengeber (Rüge) kommt mit der Rübe rüber, dann hat er
sicherlich die Wahrheit gesagt.
Klappt es, aber es kommt nix, ist das
Schwein betrübt ob der menschlichen Falschaussage.
Funktioniert es nicht oder nur eimal oder
zweimal, mag sich manch Schweinefreund dennoch von seiner Rübe
trennen. Dann hat er nichts falsches gesagt, denn er formulierte
ja nicht: Nur dann, wenn du ....
Nach dem Zweiwertigkeitsprinzip hat er
demnach die Wahrheit gesagt und das vielleicht dreiwertig
durchlogisierte Schwein gibt als das Klügere nach.
In vielen Mißerfolgsfällen wird der Rüge
allerdings lediglich eine Rüge erteilen und damit sicherlich die
Wahrheit gesagt haben.
A heißt dabei eine hinreichende Bedingung für B, B heißt notwendig für A. Dafür ist ein anderes Beispiel besser zu gebrauchen:
Beispiel 1.5.2:
Wenn ich genügend Rüben fresse, bin ich satt.
Ausreichender Rübenfraß reicht hin um mich satt zu machen. Ein Sättegefühl ist notwendiger Indikator dafür, dass ich genug Rüben gefressen habe. (Es hätte aber auch Küchenabfall sein können.)
D1.4.
Die Aussage A -> B heißt wahr genau
dann, wenn A und B wahr sind oder wenn A falsch ist.
A | B | A -> B |
w | w | w |
w | f | f |
f | w | w |
f | f | w |
Als Umkehrschluss gilt dann: "nicht B"-> "nicht A".
Beispiele 1.5.3.
1)Der Umkehrschluss zu "Wenn ich schlau bin, kann ich die Angst vor dem Schlachter beherrschen." ist "Wenn ich keine Angst vor dem Schlachter habe, brauche ich keine schlauen Gedanken."
2) Aus "Wenn morgen Dienstag ist, ist morgen Schwienstag!" folgt die Umkehrung "Wenn morgen kein Schwienstag ist, ist morgen auch kein Dienstag!"
Ist hingegen morgen Schwienstag, kann morgen auch jeder andere Tag sein. Ebenso kann morgen Schwienstag sein, wenn kein Dienstag ist.
Wäre die Aussage "genau dann, wenn A, so B" formuliert worden, hieße diese Verknüpfung "Bijunktion" und deren Ergebnis "Bijugat". Die Definition dafür lautet:
D 1.5.
Eine Aussage der Form A <-> B
heißt wahr genau dann, wenn A und B beide wahr oder beide falsch
sind.
A | B | A <-> B |
w | w | w |
w | f | f |
f | w | f |
f | f | w |
Beispiel 1.5.4
(Genau dann,) Wenn Eberhard mich mindestens dreimal am Tag angrunzt, ist er ein echter Kerl.
Die Zufriedenheit definiert jede Sau allerdings für sich anders. Insofern ist die Aussage nicht allgemeingültig.
V) Aussagenlogische Aussageformen
Schwein kann aus den eingeführten "Junktoren" und einzelnen Aussagen recht komplizierte Gebilde aufbauen, welche "aussagenlogische Aussageformen" genannt werden sollen. Ähnlich wie in der Humanalgebra ("Punktrechnung geht vor Strichrechnung") vereinbaren sie Bindungspräferenzen:
"nicht" bindet enger als jeder
andere Junktor
"und" und "oder" binden enger als
"->" und "<->".
Damit ergeben sich z.B. folgende Wahrheitswertetafeln im scheinbar sinnlos aufgescharrten Sand des Schweinehofes:
Beispiele 1.6
1)
A | B | nicht A | nicht B | "nicht A" oder B | A und B | "A und B" oder "nicht B" | "NICHT A oder B" <-> "A und B" oder "nicht B" |
w | w | f | f | w | w | w | w |
w | f | f | w | f | f | w | f |
f | w | w | f | w | f | f | f |
f | f | w | w | w | f | w | w |
2)
A | B | C | A und B | A oder C | "A und B" -> "A oder C" |
w | w | w | w | w | w |
w | w | f | w | w | w |
w | f | w | f | w | w |
w | f | f | f | w | w |
f | w | w | f | w | w |
f | w | f | f | f | w |
f | f | w | f | w | w |
f | f | f | f | f | w |
Dem Schweinoglyphenforscher bleibt die interessante Aufgabe, zu dem Erscheinungsbild sinnvolle Grundaussagen zuzuordnen.
VI)Aussagenlogische Gesetze
Aussagenlogische Aussageformen , bei denen letztendlich immer ein w herauskommt (Beispiel 1.6.2), haben eine besondere Bedeutung, da jede Aussage allein auf Grund ihrer Form wahr ist. Schwein definiert:
D 1.6
Eine aussagenlogische Aussageform heißt
"aussagenlogisches Gesetz" oder "Tautologie"
genau dann, wenn sie bei jeder Ersetzung der vorkommenden
Variablen zu einer wahren Aussage wird.
Eine a.A. heißt genau
"Kontradiktion" genau dann, wenn sie bei jeder
Ersetzung der vorkommenden Variablen zu einer falschen Aussage
wird.
1) Ein nahezu schweinetypisches Gesetz ist das der doppelten Verneinung:
nicht"nicht A" <->A
A | nicht A | nicht"nicht A" | nicht"nicht A"<-> A |
w | f | w | w |
f | w | f | w |
Beispiel: Es ist nicht so, daß ich mich morgen nicht am Weidepfahl wetze.
2)Ferner akzeptieren zumindest alteingesuhlte Zuchtschweine infolge langer Anpassungszeiten die zutiefst menschlichen Gesetze vom Widerspruch
nicht"A und "nicht A""
und vom ausgeschlossenen Dritten:
A oder "nicht A"
Dies besagt, daß zwei
zueinander kontradiktorische Aussagen nicht beide wahr
(Widerspruch), aber auch nicht beide falsch sein können.
A | nicht A | A und "nicht A" | nicht"A und nicht A"" | A oder "nicht A" |
w | f | f | w | w |
f | w | f | w | w |
Beispiel: "Das Schwein ist schwarz" und "Das Schwein ist nicht schwarz" können für Menschen weder beide falsch noch beide wahr sein. Ein Schwein hat da allerdings noch so seine zusätzlichen Vorstellungen von einem "schwarzen Schwein", aber es weicht letztlich dann doch der Gewalt der Dummheit. Reine Überlebensstrategie!
3)
Kommutativ(Vertauschungs-)gesetze sind im Koben ebenfalls nicht
unbekannt.
"Ich schubse Rosi oder Emma" kann
durchaus andersherum formuliert werden:
A oder B <-> B oder A
A | B | A oder B | B oder A | "A oder B" <-> "B oder A" |
w | w | w | w | w |
w | f | w | w | w |
f | w | w | w | w |
f | f | f | f | w |
4) Dem nächsten Gesetz sei ein Beispiel
vorangestellt:
Ein Organspende-Schwein wird vorher
gefragt, ob es krank und behindert ist.
Um diese Frage zu verneinen, könnte es
sagen:
"Es ist nicht so, daß ich krank oder
behindert bin".(Normalerweise: "Ich bin weder krank
noch behindert".)
die logische Struktur wird durchsichtiger,
wenn es nach dem 10. Sicherheits-Check genervt grunzt:
"Ich bin nicht krank und ich bin nicht
behindert!"
Dies ist der Inhalt des Gesetzes von dem Organspender für die Adjugatverneinung:
nicht"A oder B" <-> "nicht A" und "nicht B"
Entsprechendes gilt auch
für die Konjugatverneinung:
nicht"A und B" <-> "nicht A" oder "nicht B"
Auch hier sind die Wahrheitswertetafeln ein treffliches Beweismittel:
A | B | nicht A | nicht B | A oderB | nicht"A oder B" | "nicht A" und "nicht B" | nicht "A oder B" <-> "nicht A" und "nicht B"" |
w | w | f | f | w | f | f | w |
w | f | f | w | w | f | f | w |
f | w | w | f | w | f | f | w |
f | f | w | w | f | w | w | w |
Der Beweis zum zweiten Gesetz von dem Organspender geht analog.
VII) Die permutative Konjunktion
a) Standardfall
Ein Schwein wird bei jeder Verknüpfung von zwei oder mehr Aussagen bestrebt sein, diese in alle möglichen Richtungen so zu verdrehen, dass sich jedes mal ein Sinn ergibt. Damit werden die Aussagen zumindest relativiert, wenn nicht gar als dekoratives Gegrunze abqualifiziert. Ein Beispiel:
Der Mist von gestern ist der Dünger von morgen.
Das leuchtet zumindestens den frei laufenden Schweinen sofort ein, weil sie die Aktion durchaus in Augenschein nehmen könnten.
Dem Standardschwein fallen dazu aber spontan 3 Permutationen ein:
1)Der Dünger von gestern ist der Mist von morgen. Das ist durch genauere Untersuchungsmethoden und schärfere Grenzwerte bei Kunstdünger schon lange bestätigt worden. |
2)Der Mist von morgen ist der Dünger von gestern. Durch die zu erwartenden unangenehmen Nebenwirkungen von neuen Maßnahmen und Methoden wird die Vergangenheit verklärt. |
3)Der Dünger von morgen ist der Mist von gestern. Wer keinen Mist gemacht hat, kann auch - z.B. bei Wahlen - keine Besserung versprechen. |
b)Der permutative Konjunktiv
Der permutative Konjunktiv - besonders in
Verbindung mit Hilfsverben - ist das typische Beispiel für
schweinische Logik an sich und kommt in verschiedenen Formen mit
unterschiedlicher Tiefenstaffelung vor.
Hier sei die konsekutive, doppelt attributive Form vorgestellt,
die sich hervorragend für einen Selbsttest eignet:
Wenn ich ...., wie ich ....., .... ich, wie ich.....!
In dieses Schema setzen Sie bitte die Wörter
dürfte, könnte, wollte, müsste
in allen möglichen Reihenfolgen ein. Dabei darf jedes Wort nur
einmal vorkommen. (Es gibt 24 Möglichkeiten!)
Mehr dazu siehe HIER
c) Der permutative Imperativ
Hierbei werden zwei Verben im wechselseitigen und im Selbstbezug mit einer Negation gekoppelt. Die Problematik ist dabei immer eine besonders oinkologisch relevante. Ein Beispiel mag an dieser Stelle jedem geübten Betrachter genügen, um den Wahrheitsgehalt der Permutationen bei verschiedenen Verben auf die eigene Situation hin zu untersuchen.
Arbeite um zu leben, und lebe
nicht um zu arbeiten.
Arbeite um zu leben, und lebe um zu arbeiten.
Arbeite um zu leben, und lebe um zu leben.
Arbeite um zu leben, und lebe nicht um zu leben.
Arbeite um nicht zu leben, und lebe nicht um zu arbeiten.
Arbeite um nicht zu leben, und lebe um zu arbeiten.
Arbeite um nicht zu leben, und lebe um zu leben.
Arbeite um nicht zu leben, und lebe nicht um zu leben.
Arbeite um zu arbeiten, und lebe nicht um zu arbeiten.
Arbeite um zu arbeiten, und lebe um zu arbeiten.
Arbeite um zu arbeiten, und lebe um zu leben
Arbeite um zu arbeiten, und lebe nicht um zu leben.
Arbeite nicht um zu arbeiten, und lebe nicht um zu arbeiten.
Arbeite nicht um zu arbeiten, und lebe um zu arbeiten.
Arbeite nicht um zu arbeiten, und lebe um zu leben.
Arbeite nicht um zu arbeiten, und lebe nicht um zu leben.
Dies ist nur eine kleine Auswahl an Gesetzen, anklaue derer sich die Schweine streng logisch ein Bild vom Wahrheitsgehalt der meist ihnen abfällig hingeworfenen Bemerkungen machen können. Und wenn sie mit der Schnauze irgendwo im Dreck wühlen, skizzieren sie sich bestimmt gerade eine Wahrheitswertetafel.
VIII ) Der Beweis schweinischer Sätze
siehe Hier
ausbaufähige Diplomarbeit zu vergeben!
Wird suhlend fortgesetzt und überschnüffelt!