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Sus scrofa domesticus religiosus
- Eine Betrachtung religiöser Neigungen des Hausschweins (Kurzfassung)-
von Prof. Dr. oink Roland Risch


1. Abgrenzung

Es ist zunaechst unmissverständlich zu erklaeren, dass bei der Beobachtung religiös veranlagter Hausschweine in keinem Falle Hinweise auf Praktiken des Christentums, Islams oder des Buddhismus festzustellen waren. Verbindungen zu diesen Religionsgemeinschaften, gleich welcher Art, herzustellen, wäre wissenschaftlich ein Irrweg,  menschlich inakzeptabel
und rechtlich ein Straftatbestand.

2. Definition

Religiöse Neigungen beim Hausschwein sind nicht mit praktizierter Religion gleichzusetzen. Ihre Beobachtung erweckt lediglich den Anschein, sofern  der Betrachter nicht in der Lage ist, seine menschlichen Massstäbe temporär  auszuschalten.
Es deutet alles Verhalten des Schweins darauf hin, dass ausschliesslich animalische Triebe quasi-religiöse Pseudo-Handlungen initiieren. Weitergehende Erklärungen des Phänomens wären rein spekulativ und wissenschaftlich nicht haltbar.

3. Hinweis auf historische Grundlagen

Im Verlauf der Domestizierung der Gattung Sudae hat es viele Hinweise auf deren rituelles Verhalten gegeben. Hierzu ist anzumerken, dass mit der Nähe des Menschen zu seinem natürlichen Umfeld auch die Akzeptanz schweinischer Verhaltensweisen einherging.

Beispielhaft wird hier der früheste, authentische Fingerzeig zitiert. Es entstammt dem Mahayana (grosses Fahrzeug), in dem buddhistische Ethik formuliert ist. Es entstand um 200 n. Chr.Hieraus, und dort aus dem "Freundesbrief" Nagarjunas ist zu zitieren:

" Schwerer ist es, aus der Tierheit Dunkel
einen Weg zum Schweinsein zu finden,
Als für eine Schildkröte im Meere,
In ein Joch den Kopf emporzuwinden.
Wandle so als Schwein auf dieser Erde,
Dass die Schweinerei auch sichtbar werde!

Makellos und unbefleckt bewahre
immerdar die echte Schweinigkeit,
Erde ist der Boden allen Lebens,
Deine Religion der Boden der Vollkommenheit.
.....

4. Empirische Zusammenfassung

In einem Zeitraum von 100 Tagen wurden 47 bäuerliche Betriebe mit insgesamt 5987 Schweinen der Rasse Sus scrofa domesticus in die Beobachtung einbezogen. Ueber die Klassifizierung nach Alter, Geschlecht, Gewicht und Besonderheiten der Haltung sowie dasAlter des Betriebsinhabers soll hier nicht berichtet werden. Ebenso muss auf detaillierte Erfahrungsberichte zu einzelnen Stichproben verzichtet werden. Signifikant sind die folgenden Erkenntnisse:

4.1 Allen weiblichen Gruppen ausgewachsener Sauen ist gleich, dass die Ausübung pseudo-religiöser Handlungen uniform scheint; sie besteht im Niederlassen auf die Knie, also das Einknicken der Vorderbeine, im Schliessen der Augen und dem Äussern eines leisen Pfeiftons. Der Rüssel ist gesenkt. Ebenso ist diesen Probanden gemein, dass sie sich stets in jene Richtung niederknien, aus der sie das Ankommen von Futter vermuten oder erwarten.

4.2 Allen männlichen Gruppen ist wiederum gleich, dass sie sich ohne Ausnahme in Richtung der favorisierten Sau knien. Sie scheinen ständig die Rausche zu erwarten.

4.3 Aus diesem Bild wurde über Jahrzehnte abgeleitet, dass die merkwürdige Haltung der Sau eine Sonderform der Duldungsstarre sei, mit der der Eber zum Akt aufgefordert würde -ein Irrtum, wie wir heute wissen.

4.4 Die Ferkel jeden Alters zeigen erste Ansätze zur Ausübung des Rituals; naturgemäss sind sie undiszipliniert, müssen durch die Muttersau zurechtgewiesen und zurechtgerückt werden. Ferner scheint ihnen  die Ausdauer zu fehlen.

4.5 Allen Erwachsenengruppen ist gemein, dass die Andachtshaltung länger als drei, und weniger als sieben Minuten andauert, sofern die Sau nicht abgelenkt wird. Ablenkung in diesem Sinne erfährt sie regelmässig, wenn das Kraftfutter gebracht wird. Sie beendet dann ihre Andacht, um zu fressen.

4.6 Die männlichen Schweine beenden ihr Ritual dann, wenn die Sau dies tut. Anschliessend besinnen sie sich auf ihre Rolle, zeigen kurz Imponiergehabe, und begeben sich anschliessend zum Futtertrog.

4.7 Sofern das Trockenfutter noch nicht eingetroffen, das 7- Minuten-Ritual jedoch abgewickelt ist, lässt die Sau sich so fallen, dass ihr Hinterteil in die Futterrichtung zeigt. Der Eber scheint dann unschlüssig und beginnt, die Ferkel zu jagen. Sind keine  in Reichweite, so jagt er fiktive. Die Sau zeigt ihm deutlich, dass sie solches Verhalten ablehnt. Sie äussert einen lauten Grunzer und schliesst die Augen.

4.8 Es werden jeweils in der Zeit der Dämmerung, also einmal am frühen Morgen und einmal am frühen Abend solche Andachten durchgeführt.

4.9 Die Ankunft von Trockenfutter beschliesst die Zeremonie, hebt die Unterschiede im Verhalten auf.

5. Schlussfolgerung

Zweifelsohne besteht ein Zusammenhang zwischen Ritual und Fütterung. Es konnte nicht abschliessend geklärt werden, ob
die Verehrungshaltung dem Trockenfutter oder dem überbringenden Menschen gilt; in zwei Fällen führte das Ausbleiben des Menschen beim Einsatz mechanischer Futtermittelversorger zu Irritationen im Koben. In zwei weiteren Faellen wurde Diarrhoe und Entspeckung beobachtet, und in weiteren 7 Fällen waren Irritationen erst dann zu beobachten, als Trockenfutter ohne Fischmehl gereicht worden war.
Der Zusammenhang zwisch Fischgeruch und Bauer blieb ungeklärt.

Mögliche Rückschlüsse auf die Fütterungsgewohnheiten in den vergangenen 18 Jahrhunderten werden in einem gesonderten Projekt untersucht. (S. hierzu Punkt 3.)

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